Hörprobleme | Gezielt hinhören

Hörprobleme Gezielt hinhören

Gezielt Hinhören und entspannt Überhören schützt vor Reizüberflutung beim Hören

Unsere Welt ist voller Klänge. Das Gehirn konzentriert sich aber nur auf die, die ihm wichtig erscheinen und schützt uns so vor akustischer Reizüberflutung. Die Voraussetzung dafür ist gutes Hören. Bei Hörproblemen kann man die Fähigkeit, unwichtige Geräusche zu ignorieren, auch wieder verlernen. Um das zu verhindern, sollte man bei Hörminderung möglichst bald Hörgeräte nutzen.

Der Computer rauscht leise vor sich hin, der Kühlschrank brummt, im Hintergrund läuft ein Radio, draußen zwitschern Vögel, Kinder rufen, Autos fahren vorbei. In dieser alltäglichen Geräusch-Landschaft können wir uns problemlos darauf konzentrieren, ein Buch zu lesen. Wie schaffen wir das nur? Unsere Ohren nehmen jeden Ton wahr, der in ihre Nähe kommt. Doch unser Gehirn ist dazu in der Lage, alle Töne, die ihm unwichtig erscheinen, auszublenden. Sie werden in den Hintergrund gedrängt. So können wir uns auf die Schallquellen konzentrieren, die uns wichtig sind.

Vertraute oder besondere Geräusche wahrnehmen

Diese Fähigkeit der selektiven Wahrnehmung schützt uns Menschen vor dem Stress, uns mit jedem Ton auseinanderzusetzen, der uns begegnet. So sind wir in der Lage, uns in ein Buch zu vertiefen oder uns im Stimmengewirr einer Kneipe auf einen bestimmten Gesprächspartner zu konzentrieren. Auch nachts ist diese Fähigkeit wichtig, sonst würden wir bei jedem Auto, das vorbei fährt, aus dem Schlaf schrecken. Alle für uns alltäglichen, vertrauten Geräusche bewertet das Gehirn als unwichtig oder harmlos und ignoriert sie. Besondere Geräusche hingegen wecken uns und unsere Aufmerksamkeit. Das können zum Beispiel Schritte in einer Wohnung sein, in der wir allein zu sein glauben. Oder natürlich Babygeschrei, das bei den Eltern alle inneren Alarmanlagen angehen lässt.

Hörgeräte so früh wie möglich nutzen, damit es nicht zur Entwöhnung kommt

Das Gehirn kann die wichtige Fähigkeit, sich nur auf bestimmte Töne zu konzentrieren, auch verlernen. Wer wegen einer Hörminderung einige Frequenzen seit Langem nicht mehr wahrnehmen kann, vergisst und verlernt den Umgang mit diesen Tönen. Das Gehirn passt sich an das schlechte Hören an und empfindet das als normal. Über Jahre gewöhnt sich das Gehirn daran, bestimmte Geräusche gar nicht mehr zu hören. Wenn diese dann später mit Hörgeräten wieder wahrgenommen werden können, muss man sich auch daran erst wieder gewöhnen. Dann kann das Brummen des Kühlschranks oder das Rascheln der eigenen Kleidung beim Laufen erstmal irritierend sein. Unsere Empfehlung lautet deshalb: Hörgeräte so früh wie möglich nutzen, damit es nicht zur Entwöhnung kommt.

Vergessene Geräusche

Die neuen Hörsysteme sind inzwischen sehr gut geworden — dank offener Versorgung, digitaler Signalverarbeitung und Störschallunterdrückung. Damit hört man auch solche Geräusche, die man eigentlich schon vergessen hat. Geräusche, die wir als Normalhörende unterschwellig wahrnehmen und ausblenden. Dieses Ausblenden muss das Gehirn erst wieder lernen. Doch ein solcher Lernprozess ist mit zunehmendem Alter schwieriger. Deshalb: Je früher, desto besser! So bleibt die volle Klangwelt erhalten. Denn nur wenn man alles hören kann, hat man die Freiheit zu entscheiden, was man hören möchte und was nicht.