Ohne Worte

Ohne Worte - Koepersprache

Körpersprache

Beobachten Sie auch manchmal Ihre Mitmenschen? Heimlich oder weniger heimlich, in einem Straßencafé sitzend, in der Kneipe, an der Supermarktkasse oder auch in privaten Begegnungen) Ist Ihnen etwas aufgefallen, an der Art, wie sie miteinander sprechen, wie sie ihren Körper dabei halten, wie sie sich geben, was Mimik und Gestik ausdrücken und wohin die Augen der jeweiligen Gesprächspartner dabei blicken? Kennen Sie auch diese sprachlosen Augenblicke, in denen eine Geste, ein Blick oder eine Gebärde mehr sagt als tausend Worte?

Körpersprache ist Fremdsprache

Die Sprache, die diese stumme Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht, ist unsere "erste Sprache", nämlich die Sprache unseres Körpers; eine Sprache, der sich niemand entziehen kann, die jeder bewusst oder unbewusst spricht, um die wir uns aber viel zu selten bewusst kümmern. Körpersprache ist in einer Zeit der technischen Kommunikation und der abnehmenden zwischenmenschlichen Kontakte mehr und mehr eine Fremdsprache geworden. Oft kommt es zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen oder vorschnellen Urteilen, nur weil wir nicht gelernt haben, menschliche Kommunikation als Zusammenspiel verbaler und non-verbaler Mitteilungen zu verstehen. Nur wenn Sprache und Körpersprache den Eindruck einer stimmigen Aussage vermitteln und Mimik, Gestik und Körperhaltung das Gesagte unterstreichen und bestätigen, können wir sicher sein, unser Gegenüber richtig verstanden zu haben. Körpersprache verdeutlicht die Verbindung zwischen unserem geistigen und unserem physischen Wesen und gibt dadurch wichtige Informationen über die innere Haltung und Einstellung eines Menschen. Der Körper lügt nicht, er ist der Spiegel unserer Seele.

Körpersprache ist angeboren

Körpersprache ist angeboren, wird durch Imitation erlernt und mittels Lob und Tadel anerzogen. Bereits das kleine Kind ist lange bevor es die ersten Worte sagen kann in der Lage, auszudrücken, ob es sich wohl fühlt, Hunger hat, schlafen möchte, zufrieden oder "knütterig" ist. Kinder kommunizieren noch mit einer ehrlichen, unverfälschten Körpersprache. Auch verstehen sie die Körpersprache anderer sehr gut und sehr schnell. Am Gesichtsausdruck oder einer Gebärde seines Erziehers kann ein Kind intuitiv ablesen, was es tun darf und was nicht. Im Laufe unseres Lebens wandelt sich dann unser Umgang mit Körpersprache: Erziehung, soziales Umfeld, körperliche und seelische Erfahrungen sowie geistige Entwicklungen beeinflussen unsere Körpersprache. Wir übernehmen Gesten, Gebärden und Gesichtsausdrücke. Unbewusst oder freiwillig lernen wir, bestimmte Emotionen und Gefühlslagen zu verbergen und durch bewusstes Senden bestimmter Körperzeichen und -signale unser Gegenüber zu täuschen, ihm etwas vorzuspielen.

In Ausnahmesituationen am ehrlichsten

Die Körpersprache ist nur "ehrlich", wenn sie unbewusst erfolgt und mehrere - mindestens zwei – Zeichen in die gleiche Richtung deuten. Beim "Weinen" wird und das sind häufig auch beispielsweise durch die Körperhaltung deutlich, ob es Tränen der Trauer oder der Freude sind. Diese "ehrliche Körpersprache" ist am deutlichsten in Ausnahmesituationen zu erkennen, in denen es keine Bedenkzeit gibt, zB. bei starken emotionalen Ereignissen, bei spontanen Reaktionen oder bei freiem Sprechen aus dem Stegreif. Nur wenn mehrere Signale, die ein Mensch sendet, übereinstimmen, wirken die gegebenen Informationen glaubhaft. Unbewusst verlaufen Mimik und Gestik in Bewerbungsgesprächen oder bei Verhören bei offenem, "ehrlichem" Sprechen stimmungsmäßig synchron. Eine ehrliche Freude drückt sich ganzheitlich vom Kopf bis zur Sohle aus. 

Verstellung wird durchschaut

Nur wenige Menschen beherrschen die "Kunst der Verstellung" so perfekt, dass sie glaubhaft und überzeugend nach außen völlig anders wirken können als ihnen innerlich zumute ist. Ein wahrnehmungstrainierter Mensch – und das sind häufig auch Menschen, die durch eine Hörschwäche oder mangelnde Beherrschung einer Fremdsprache auf zusätzliche non-verbale Informationsquellen angewiesen sind - kann solche" Verschleierungstechniken " jedoch schnell durchschauen und adäquat darauf reagieren. Er kann schnell erkennen, ob die Aussage seines Gegenübers ehrlich gemeint ist, oder ob durch die Körpersprache das gesprochene Wort aufgehoben oder gar zur Lüge wird.

In Bewerbungsgesprächen und Verhören werden deshalb häufig geschulte Beobachter hinzu gezogen, die beurteilen sollen, ob der Kandidat sich spontan und natürlich bzw. ehrlich äußert oder den Beteiligten etwas vorspielt.

Im täglichen Leben kann eine bewusste Sensibilisierung für die Körpersignale und -zeichen unserer Mitmenschen dazu beitragen, Missverständnissen und vorschnellen Urteilen oder Fehlinterpretationen vorzubeugen . Was oftmals beispielsweise voreilig als Arroganz oder Selbstgefälligkeit gedeutet wird, könnte - würde man nicht nur auf die überheblichen Worte, sondern auch auf die verspannte Körperhaltung und die in den Hosentaschen versteckten Hände achten - genauso gut auf große Unsicherheit oder "Selbstschutz" hindeuten. Statt Antipathie zu hegen, könnte man vielleicht angemessener versuchen, seinem Gegenüber die Hemmungen zu nehmen und die Möglichkeit eröffnen, freier und offener miteinander zu sprechen.

Wer seine Mitmenschen wirklich verstehen und kennenlernen will, sollte sich intensiv und mit allen Sinnen  mit ihnen beschäftigen und oberflächlich nach einem Schema taxieren. Es gilt immer, unterschiedliche Informationen einfühlsam zu registrieren, darauf zu achten, ob mehrere Körperzeichen dasselbe bedeuten, um erst dann zu einer möglichst genauen Meinung zu kommen.